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Posts Tagged ‘Verwechslung’

Amokläufer in Bremen – so oder so ähnlich könnte der Titel einer Sensationsmeldung klingen, sollte sich ein Amoklauf in der Hansestadt ereignen. Tim Kretschmer aus Bremen trägt genau denselben Namen wie der Amokläufer von Winnenden, welcher am 11.03.2009 im baden-württembergischen Winnenden 15 Menschen das Leben nahm. Dieser Umstand blieb nicht ganz ohne Folgen für ihn.
Laut den Angaben seines Blogs wurde unter anderem sein Profil auf der Business-Plattform in kürzester Zeit über 7000 mal angeklickt, dortige Geschäftskontakte kontaktiert um Infos über ihn zu erfahren, private Webprojekte hatten 90mal so viele Besucher wie sonst und er hatte 32 Facebook Freundes-Einladungen. Interessant ist auch, dass bei ICQ 9 Personen ihn fragten, warum er online sei.
Der Amoklauf gilt als der erste große Twittermoment Deutschlands. Über dieses relativ neue Medium wurde unter anderem ein Link zu einem Foto des Bremer Tim Kretschmers gepostet.

Doch da hörte es nicht auf. Alle diejenigen, die am 11.März als Tim K. im Internet angemeldet waren, hatten mehr oder weniger mit der Möglichkeit zu kämpfen, als potentielle Amokläufer bezeichnet zu werden. Die Augsburger Allgemeine hat dazu weitere Beispiele parat in ihrem Onlineartikel vom 11.03.2009.

Bei Tim Kretschmer aus Bremen jedoch war der direkte Namensvergleich wohl von großem Interesse seitens der Medien. Ärger bekam der Bremer Tim Kretschmer, weil er sich gegen die Neugier und Sensationslust der Medien auf seine eigene Art und Weise zu Wehr setzte. „Suche: Handfeuerwaffen; biete: Amoklauf, Amokberatung“ schrieb der Auszubildende in sein Xing-Profil. Als Ergebnis wurde er „von seiner Arbeit freigestellt“. „Nicht korrekt“ meinte er später zwar selber zu seiner Profiländerung.
Verständlich ist es irgendwie schon. Wer will sich schon als Amokläufer bezichtigen lassen, beziehungsweise mit Anfragen überhäuft werden nur weil man denselben Namen wie ein Amokläufer trägt?

Befreit von Anonymität leben wir immer mehr in einer Welt, in der wir selber aus „eigener Schuld“ heraus nach und nach unsere Privatsphäre aufgeben, nur um uns dann zu wundern, wenn in der offenen Struktur des Cyberspaces unsere privaten Daten im schlimmsten Fall gegen uns verwendet werden. Das hört sich jetzt vorwurfsvoller an, als es eigentlich gemeint ist. Denn mit Sicherheit macht es Sinn, wenn jemand wie Tim Kretschmer die Möglichkeiten des Internet nutzt, um seine eigenen Fähigkeiten bei einer professionellen Business-Plattform wie Xing quasi jedem mit Internetanschluss anzubieten. So ist auch der Autor dieses Artikels bei den größeren Promotion-Plattformen mit einer eigenen Setcard zu finden. Die Frage, die sich auch hier nicht klären lässt, ist eben die, ob wir nicht auch die Nachteile des Internets in Kauf nehmen müssen, wollen wir denn auch die Vorteile genießen.
Prinzipiell will das wohl niemand. Das Internet verändert jedoch die regulären Gesetzmäßigkeiten was Pressefreiheit und Privatsphäre angeht. In einem Artikel ist im Hinblick auf das Internet von einer „Sozialsphäre“ die Rede. Ein Begriff der passend scheint.
Es liegt im Endeffekt an uns, dass wir uns nicht dem Gruppenzwang unterwerfen. Dass wir nicht, nur um dazu zu gehören uns mit allerlei peinlichen Partyfotos und persönlichen Bekenntnissen bei StudiVZ und anderen Internetcommunities in allen Details offenbaren und damit zumindest Schadensbegrenzung betreiben. In dem Fall von Tim Kretschmer aus Bremen, der eigentlich nur seine beruflichen Möglichkeiten erweitern wollte sieht man allerdings, dass selbst die Anmeldung bei grundsätzlich als positiv und seriös zu bewertenden Plattformen einen nicht vor Missbrauch persönlicher Daten bewahrt.

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